• Jouni Kaipainen
  • Glühende Blumen des Leichtsinns, Op. 51 (1995)

  • Edition Wilhelm Hansen Copenhagen (World)
  • str4tet
  • Soprano
  • 20 min
  • Richard Dehmel and Rainer Maria Rilke
  • German

Programme Note

For soprano and string quartet
Poems by Richard Dehmel and Rainer Maria Rilke



I. Empfang (Richard Dehmel)

Aber komm wir nicht im langen Kleid!
komm gelaufen, daß die Funken stieben,
beide Arme offen und bereit!
Auf mein Schloß führt keine Galatreppe;
über Berge geht's, reiß ab die Schleppe,
nur mit kurzen Röcken kann man lieben!

Stell dich nicht erst vor den Spiegel groß!
Einsam ist die Nacht in meinem Walde,
und am schönsten bist du blaß und bloß,
nur beglänzt vom schwachen Licht der Sterne;
trotzig bellt ein Rehbock in der Ferne,
und ein Kuckuck lacht in meinem Walde.

Wie dein Ohr brennt! wie dein Mieder drückt!
rasch, reiß auf, du. atmest mit Beschwerde;
0, wie hüpft dein Herzchen nun beglückt!
Komm, ich trage dich, du wildes Wunder:
wie dich Gott gemacht hat! weg den Plunder!
und dein Brautbett ist die ganze Erde.


II. Aufblick (Richard Dehmel)

Über unsre Liebe hängt
eine tiefe Trauerweide.
Nacht und Schatten um uns beide;
unsre Stirnen sind gesenkt.

Wortlos sitzen wir im Dunkeln;
einstmals rauschte hier ein Strom,
einstmals sahn wir Sterne funkeln ...

Ist denn Alles tot und trübe? –
Horch: ein ferner Mund! vom Dom!

Glockenchöre ... Nacht ... und Liebe ...


III. Übernacht (Richard Dehmel)

Wenn du fliehn willst, flieh! Du kannst es noch:
Bald ist es auch für dich zu spat.
Denn siehst du: Ich, ich brenne nach dir
Mit einer Draft, die mich schwach macht,
Ich zitre nach dir.
Wie du nach mir! Ja, Du! O Du:
Du bist noch schwächer,
Wehre dich nicht!
Über die grüne Wiese wolln wir rennen,
In den Wald,
Hand in Hand,
Nackt,
Unsre brennenden Stirnen bekränzt
Mit den flatternden Blüten des Wilden Mohns,
Der glühenden Blume des Leichtsinns!


IV. Liebes-Lied (Rainer Maria Rilke)

Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?

Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt,wenn deineTiefen schwingen.

Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.

Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.